Meerschweinchenzucht
Darf der Vater bei der Geburt dabei sein?
1. Worauf muß man bei der Auswahl und Anschaffung eines Zuchttieres
achten?
Ein Meerschweinchen mit dem man züchten will, muß in erster Linie
gesund und munter sein. Zudem sollte es groß und kräftig sein,
da Paarung, Trächtigkeit, Geburt und Aufzucht Kraft- und Energiereserven
kosten. Die ausgewählten Tiere sollten in Größe und Alter,
eventuell auch in Farbe und Haarkleid zueinander passen und sich vertragen.
Man ist gut beraten, Zuchttiere immer direkt beim Züchter eines anerkannten
Vereins zu erwerben.
2. Wie alt sollen die Zuchttiere sein?
Das Männchen sollte ein halbes Jahr als sein und wenigstens 800g
wiegen, ein einjähriges Tier etwa 1 kg. Mit 3 bis 4 Jahren erspart
man ihm besser ungewohnte Aufregung. Das Weibchen sollte mindestens 4 Monate
alt sein und 600g wiegen, als einjähriges mindestens 850g. Zur Zucht
dürfen sie aber nie mehr als 1200g wiegen und für die erste Geburt
auf keinen Fall älter als ein maximal anderthalb Jahre sein. Im Alter
von 3 Jahren sollten Weibchen nicht mehr werfen müssen.
3. Was sollte man über die Eltern der Zuchttiere wissen?
Es wäre sehr empfehlenswert, die Eltern zu sehen, um ihre Gesundheit,
ihre Größe, ihre Farbe und Fellstruktur beurteilen zu können.
Es ließen sich dann auch Vorhersagen über die zu erwartenden
Jungen machen.
4. Braucht man eine spezielle Behausung zur Zucht?
Der Käfig muß groß genug sein für die zu erwartende
Anzahl Junge. Ansonsten sollten die Eltern möglichst die gewohnte Umgebung
haben. Bitte keinen Sonderplatz mit "gutem Einblick". Es
sollte sich kein Häuschen im Käfig befinden, sondern eine Abdeckung
von Außen über einen Teil des Käfigs. Ein normaler Käfig
von 75 x 45 cm reicht nur für ein Paar mit Jungen nur bis zum Ende
der Stillzeit. Danach braucht man einen zweiten.
5. In welcher Jahreszeit soll man eine Paarung planen?
Im Haus gehaltene Meerschweinchen sind bei Temperaturen zwischen 16 und
26 Grad C zu jeder Jahreszeit paarungsfähig. Aber da Meerschweinchen
frisches Grün brauchen, um sich rundum wohl zu fühlen, sollte
man sie so paaren, daß sie ab April bis Oktober Junge bekommen. Hitze
über 26 C vertragen Meerschweinchen im allgemeinen sehr schlecht,deshalb
sollte jedoch im Juli und August keine Sau hochträchtig sein.
6. Wann und wielange ist ein Weibchen zur Paarung bereit?
Alle 16 - 18 Tage wird es heiß und dies hält dann etwa 6 Stunden
an. in denen das Böckchen mit "Tuckern", Nachlaufen und
Begatten beschäftigt ist. Das ist sehr anstrengend und da es nicht
zum Fressen kommt, kann es dabei bis zu 100g abnehmen.
7. Wie lange ist die Tragzeit und wieviele Junge bekommen sie?
Meerschweinchen haben eine sehr lange Tragzeit von 67 bis 69 Tagen. Sie
bekommen zwischen 1 und 6 (selten 7) Junge. Bei einem oder zwei Jungen ist
die Tragzeit 68 oder 69 Tage und die Jungen kommen nicht selten mit 100
oder mehr Gramm auf die Welt. Bei 5 oder 6 Jungen beträgt die Tragzeit
eher 67 Tage und die Jungen wiegen selten mehr als 60, 70g. Am häufigsten
finden wir 2er, 3er und 4er Würfe.
8. Was muß bei der Ernährung und Handhabung einer trächtigen
Sau beachtet werden? Bei langsam zunehmender Trächtigkeit braucht die
Meerschweinchenfrau vermehrt hochwertiges Futter. Die meisten Vitamine
und Mineralien sind in frischem und jungem Grünfutter enthalten.
Etwas Futterkalk über das Körnerfutter ist besser als ein Leckstein.
Auslauf in seiner gewohnten Umgebung ist auch weiterhin zu gewähren.
Unbedingt vermeiden muß man alles Erschreckende, weil besonders die
hochträchtigen Tiere bei der Flucht Schaden nehmen können. Hochnehmen
der Tiere sollte nur mit beiden Händen erfolgen.
9. Darf der Vater bei der Geburt dabei sein?
Ein Meerschweinchenvater ist liebevoll und aufmerksam zu Mutter und Jungen.
So kann man in vielen Fällen ein regelrechtes Familienleben beobachten.
Nur sollte man sich darüber im klaren sein, daß das Muttertier
bereits 12 bis 24 Stunden nach der Geburt erneut paarungsbereit ist und
dann gleich wieder trächtig wird. Diese Doppelbelastung sollte man
einer jungen Mutter, die das erste Mal wirft, ersparen. Ältere
Tiere in guter körperlicher Verfassung können jedoch durchaus
zweimal im Jahr Junge bekommen.
10. Was kann man als Hilfe vor und während der Geburt tun?
Das Wichtigste ist, Ruhe zu bewahren und die Neugierde zu zügeln Kennt
man das ungefähre Geburtsdatum, kann man seinen Tierarzt fragen, ob
und wie er im Notfall erreichbar ist. Die Geburt selber erfolgt normalerweise
innerhalb einer Stunde. Dauert sie länger als 5 Stunden, und gibt
das Tier häufig Schmerzlaute von sich, muß der Tierarzt
schnell eingreifen.
11. Wie sehen gesunde und kräftige Babies aus?
Die Kleinen sind 4 - 5 Stunden nach der Geburt trocken. Sie haben die Augen
offen, hören und riechen alles. Sie sind voll bewegungsfähig,
trinken bei der Mutter, geben Ruflaute von sich und folgen der Mutter nach.
Sie haben ein vollständiges Fell und schon alle bleibenden Zähne.
Ihr Gewicht muß zwischen 50 und 120g liegen. Babies unter 50g sollten
dem Tierarzt vorgestellt werden, sie brauchen eventuell Hilfe.
12. Wie lange werden die Kleinen gesäugt?
Die Sau hat nur 2 Zitzen. Da sie aber meist mehr Junge hat, bemühen
diese sich ab dem 4. Tag um zusätzliche Nahrung. Die Mutter hat aber
fast immer 3 bis 4 Wochen Milch. Ist sie nicht wieder gedeckt, oft auch
5 Wochen. Daraus ergibt sich, daß Jungtiere nie vor Beendigung der
vierten Lebenswoche von der Mutter entfernt werden sollten.
13. Wie kann man die Geschlechter unterscheiden und wann sollte man sie
trennen?
Am besten läßt man sich Zeit, bis die Junge 2 oder 3 Wochen alt
sind, dann ist alles besser zu erkennen. Die Weibchen haben ein Y-förmiges
Geschlechtsfeld und Männchen mehr ein umgekehrtes !-Zeichen.
Die Männchen werden mit 6 bis 8 Wochen geschlechtsreif und müssen
dann von Mutter und Schwestern getrennt werden. Die weiblichen Jungtiere
können schon mit 4 Wochen paarungsbereit werden.
14. Wohin mit den Jungtieren, wenn man sie nicht behalten kann?
Bevor an eine Zucht zu denken ist, sollte man sich um den Verbleib der Jungtiere
kümmern. Wenn man selbst keines der Jungen behalten will, sollte man
nochmals darüber nachdenken und die Zucht besser vermeiden. Am besten
ist eine Weitergabe vom Züchter direkt an die neuen Besitzer, damit
man sich ausführlich über Fütterung und Pflege unterhalten
kann. Die Tiere vertragen Umgebungs- und Futterwechsel sehr schlecht. Man
sollte auf jeden Fall seine Tiere privat abgeben und keinen Handel damit
treiben.